Familien sind offenbar die besseren Unternehmer. Dieser Schluss liegt nahe, wenn man sich vor Augen führt, dass von den 100 größten Unternehmen in Deutschland mehr als 50 in Familienhand sind. Und bei Aldi, Deichmann und Co. haben die meisten Deutschen schon irgendwann eingekauft. Doch was macht den Mittelstand so erfolgreich? Haben Rossmann, Tengelmann oder Oetker ein Erfolgsgeheimnis?
Wertorientierte Unternehmenskultur
Spätestens seit der globalen Finanzkrise 2008 haben die Familienunternehmen bewiesen, dass sie schwierige Zeiten besser überstehen als die börsennotierten Konzerne. Statt nur auf die Aktienkurse zu starren wie das Kaninchen auf die Schlange, denken und handeln Eigentümer als Unternehmer langfristig und nachhaltig. Schließlich haben sie keinen 5-Jahres-Vertrag wie ein angestellter Manager, sondern vertreten in Personalunion die Interessen des Unternehmens, der Mitarbeiterschaft und, last but not least, ihrer eigenen Familie.
Durch die Einheit aus Eigentum und Führung entsteht eine besondere Unternehmenskultur, die typisch für sehr viele Familienunternehmen im Mittelstand ist. Typische Merkmale sind: Flexibles und schnelles operatives Handeln, langjährige Kunden- und Lieferantenbeziehungen, breite Vernetzung. Und nicht zuletzt: Eine Nase fürs Geschäft. Dazu eine von gegenseitiger Wertschätzung getragene Zusammenarbeit mit der Belegschaft. Der Unternehmerpersönlichkeit kommt hier eine besondere Bedeutung zu, seinen unternehmerischen und sozialen Kompetenzen.
Persönlichkeit vs. Showtalent
Familienunternehmer denken in Generationen, angestellte Manager von Quartal zu Quartal. Nicht verwunderlich also, dass die Eigentümer geführten Betriebe oft die erfolgreicheren sind. Familienunternehmer entscheiden schneller, flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege helfen dabei. Zudem werden weder Zeit noch Energie in Machtkämpfen und Abstimmungen vergeudet. Dennoch sind sie sparsamer und risikobewusster. Denn Fehler gehen bei ihnen immer ans eigene Portemonnaie. Wenn etwas schief geht, wartet keine Millionenabfindung auf den Familienunternehmer. Das abschreckende Beispiel des Absturzes der Familie Schlecker ist vielen Unternehmerfamilien noch vor Augen. Als Gäste in TV-Talkshows sieht man sie selten, Promi-Magazine und rote Teppiche ziehen sie auch nicht an.
Mitarbeiter statt Human Resources
Für erfolgreiche Familienunternehmen sind ihre Mitarbeiter keine Ressource, sondern Menschen, keine Kostenstelle, sondern wertvolle Fachkräfte. Diese Wertschätzung und das echte Interesse am Wohl und Wehe der eigenen Mannschaft schaffen im Unternehmen ein starkes Wir-Gefühl. Manche Mitarbeiter bleiben von der Lehre bis zur Rente im Betrieb, kennen oft zwei, drei Generationen der Eigentümerfamilie. Und der Chef kennt seine Leute, kann sie deshalb optimal fördern und fordern. In der Krise 2008/2009 haben viele Familienunternehmen ihre Mitarbeiter lieber in die (teurere) Kurzarbeit geschickt und auf Entlassungen verzichtet. In den Aufschwung 2010 konnten sie dann sofort wieder mit einer motivierten Top-Mannschaft durchstarten.
Auf dem Youtube Channel von Deutsche Welle gibt es regelmäßig Berichte von Deutschen Familienunternehmen:
[youtube]http://youtu.be/mFsoYsEHRMY[/youtube]
Welche Familienunternehmen bieten sich für Arbeitssuchende an? Die Süddeutsche Zeitung hat die besten Karrierechancen bei Familienunternehnen zusammengestellt!