Geht der Job-Boom an Hartz 4 Empfängern vorbei?

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist stabil. Er trotzt einer Schwächephase in der deutschen Wirtschaft und den Belastungen durch die Euro Krise. Laut den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit sinkt die Zahl der Arbeitslosen weiter auf mittlerweile knapp drei Millionen. Dazu steigt die Zahl der gemeldeten Stellenangebote an. Es gibt also allerlei Gutes, über das es zu Berichten gilt. Doch diese Zahlen verstecken ein großes Problem, dass aktuell auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu beobachten ist. Es geht um die Hartz IV Empfänger. Denn laut einer Studie, die im Auftrag des deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) durchgeführt wurde, wurden im Jahr 2011 weit weniger Langzeitarbeitslose in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen wie noch im Jahr 2010. Und dieser Trend scheint sich fortzusetzen.

Nach Jobverlust direkt Hartz IV

Die Studie besagt, das mit 183.600 Arbeitslosen, die länger als ein Jahr nicht beschäftigt waren und somit Hartz IV empfangen, 8.600 Menschen weniger in ein reguläres Arbeitsverhältnis vermittelt werden konnten als noch 2010. Diese Zahl steigt im Vergleich zu 2008 sogar auf 16.800. Das Problem hierbei ist, dass im selben Zeitraum die Zahl der Menschen, die nach Arbeitsverlust direkt in das Hartz IV System rutschten, um 42.600 gestiegen ist und mittlerweile 736.800 beträgt.

Leiharbeit als Auslöser

Wenn man nach Gründen für diese Entwicklung sucht, führt kein Weg an der so sportlich betriebenen Leiharbeit vorbei. Diese Arbeitsmodelle sind in Augen des DGB die hauptsächliche Ursache. Auch die befristeten Beschäftigungen, die in den letzten Jahren stark angestiegen sind, haben sich zu einem Problem entwickelt. Ähnlich der Situation vieler Leiharbeiter, arbeiten diese Menschen einfach nicht lange genug um, durch entsprechende Zahlung der Arbeitslosenversicherung, Anspruch auf Arbeitslosengeld zu erwerben. Denn dieser Anspruch tritt erst nach einem Jahr regulärer Beschäftigung in Kraft. Hier sieht der DGB Handlungsbedarf.

Druck auf Regierung

Das Bundesarbeitsministerium begründete die wachsende Zahl derer, die nach Jobverlust direkt Hartz IV Empfänger werden mit den besseren Chancen für eben jene am Arbeitsmarkt. Allerdings sind die Umstände mittlerweile sehr ernst zu nehmen. 2011 fielen 26,4 Prozent aller Menschen, die ihre Arbeit verloren, unter die Regelung von Hartz IV. Und um genau dieser Entwicklung entgegen zu wirken, fordert der DGB, dass die Arbeitslosenversicherung bereits nach sechs Monaten Beitragszahlung greift. Die Regierung bzw. das zuständige Ministerium sind nun zum Handeln aufgefordert.
Es ist an der Zeit!